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Eindrücke von der Kulturreise des Blindenapostolates Südtirols vom 25.05. bis zum 01.06.2024 nach Sardinien

 


Samstag, 25. Mai 2024: Abreise - Zwischenstopp in Lucca

Sardinien war in den vergangenen Jahren immer wieder als Wunschziel genannt worden, sobald die Frage gestellt wurde, wo die nächste Kulturreise hinführen solle. In diesem Jahr ging dieser Wunsch endlich in Erfüllung. Am 25. Mai 2024 bestiegen 40 Personen aus Südtirol, Österreich und Deutschland in Brixen bzw. in Bozen den Reisebus. Vorausgeschickt sei, dass trotz einer so großen Gruppe während der gesamten Reise alle ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass alles reibungslos abgelaufen und die Gruppe zu einer guten Gemeinschaft zusammengewachsen ist, in der eine feine Atmosphäre herrschte. Am Steuer des Busses war Daniel, der bereits mehrere Reisen mit uns unternommen hat. Obwohl er eigentlich nicht mehr als Busfahrer tätig ist, hat er sich zur großen Freude der Teilnehmer bereit erklärt, diese Fahrt zu übernehmen.

Die Abreise in Bozen war von einem kräftigen Regenguss begleitet, wie es sie im zu Ende gehenden Monat viele gegeben hatte. Dies tat aber der guten Laune der Reisenden keinerlei Abbruch. Mit großem Hallo wurden alle alten Bekannten begrüßt und die neuen Gruppenmitglieder willkommen geheißen. Die Fahrt ging der Etsch entlang in Richtung Süden, durch die Poebene und dann weiter durch lange Tunells unter den Apennin hindurch in die Toscana.

Unser erster Programmpunkt war der Besuch der Stadt Lucca. Diese 90.000 Einwohner zählende Stadt ist geprägt worden vom Wohlstand reicher Kaufleute die sich in vergangener Zeit dem Seidenhandel gewidmet haben. Die Altstadt ist umgeben von einer 4 km langen Stadtmauer, besser gesagt handelt es sich um einen breiten, 12 m hohen Verteidigungswall der begrünt ist und auf dem seit dem 19. Jh. eine Promenade verläuft. Durch die Porta S. Donato, ein Stadttor aus rotem Backstein, betraten wir die Altstadt und begaben uns zunächst auf die Stadtmauer. Auf dieser spazierten wir eine Weile einer Allee entlang, blickten über die Dächer von Lucca und gelangten so zur Porta S.a Maria. Dort stiegen wir wieder von der Mauer ab und bummelten auf die Piazza del Anfiteatro. Durch einen von 4 Rundbögen erreichten wir diesen ellipsenförmigen Platz, auf dem sich zur Zeit der Römer ein Amphitheater befunden hat und der heutzutage von Häusern umgeben ist. Hier machten wir Mittagspause.

Am Nachmittag setzten wir unseren Bummel durch die schmalen Straßen und Gassen von Lucca fort, der uns zu weiteren Sehenswürdigkeiten führte, wie dem 45 m hohen Uhrturm der reichen Kaufmannsfamilie Guinigi, auf dessen Spitze ein Garten angelegt ist und 7 Steineichen wachsen, der gotischen Kathedrale S. Martino und der Kirche S. Michele in Foro aus dem 12. Jh., zwei der 99 Gotteshäuser der Stadt.

Später fuhren wir dann in Richtung Süden weiter bis zum Hafen von Livorno, wo wir samt Reisebus in die Fähre nach Sardinien einschifften. Der Großteil der Gruppe versammelte sich auf dem Deck, um zu erleben, wie die Fähre aus dem Hafen auslief, begleitet von einigen kreischenden Möwen, die durch die Luft segelten. Als wunderschön wurde uns von unseren Begleitern beschrieben, wie der rote Feuerball der Sonne ins Meer versank und den Himmel gelb und orange färbte. Nach diesem Naturschauspiel verzogen sich die einen in ihre Kabinen, um sich vom ganz sanft schwankenden Schiff in den Schlaf wiegen zu lassen, während sich wohl einige andere in das laute Nachtleben auf der Fähre stürzten.

Sonntag, 26. Mai 2024: Ankunft auf Sardinien – Nobelbadeorte an der Costa Smeralda - Korkverarbeitung

Der Anweisung des Herrn, der uns am Abend zuvor unsere Kabine gezeigt hatte, verließen wir am Sonntagmorgen um 6.30 Uhr unser Schlafgemach und nahmen in einem der Restaurants auf der Fähre unser Frühstück ein. Draußen war bereits Tag und es war auch schon Land in Sicht. Gegen 7.30 Uhr gingen wir dann in Golfo Aranci bei Olbia an Land und betraten Sardinien, die zweitgrößte Insel Italiens. Sie ist knapp 300 km lang und 150 km breit. Bald trafen wir auch Johannes, den Sohn von Nikolaus, der in diesem Jahr das Reiseprogramm zusammengestellt und die Buchungen vorgenommen, also uns als Reisebüro gedient hatte. Weiters kam auch unser Reiseleiter zur Gruppe, der uns fast während des gesamten Aufenthaltes begleitete. Er heiße Luis, stellte er sich vor. In seinem Ausweis stünde zwar Luigi, aber da er ein katalanischsprachiger Sarde sei, nenne man ihn Luis. Während unserer gemeinsamen Zeit lernten wir Luis als ein Original kennen, der sehr naturverbunden ist und uns gerne auf die Eigenheiten seiner Heimat Sardinien aufmerksam machte. Immer wieder betonte er, dass er ein Schamane sei, der die Kräfte der Natur zu schätzen wisse. Als er einmal unsere Gruppe jemandem vorstellte sagte er, dass wir aus Südtirol kämen und dass wir Italiener nur dann seien, wenn es uns in den Kram passe, gleich wie die Sarden.

Unsere Fahrt führte uns zunächst der Nordostküste entlang durch Macchialandschaft zur Costa Smeralda. Diese Gegend war früher sehr sumpfig und es herrschte die Malaria, weshalb das Land wertlos war. Finanzkräftige Investoren erwarben in den 60er Jahren den 50 km langen Küstenstreifen für einen Spottpreis und es entstanden mehrere Nobelbadeorte. Zuerst besuchten wir Porto Rotondo, einen der bescheideneren Orte der Gegend. Luis zeigte uns hier viele blühende Sträucher, wie wir sie auf unserer Reise immer wieder antreffen sollten: duftenden Jasmin, Oleander, Bougainvillea, Mastic und vor allem Wacholder und Myrte. Am Hafen, der in einer fast ganz abgeschlossenen Bucht lag, genossen die einen einen Kaffee, die anderen spazierten ein Stück der Mole entlang und betrachteten die Segeljachten, die vor Anker lagen.

Später fuhren wir weiter in den Hauptort, nach Porto Cervo. Dieser Ort verdankt seinen Namen der Tatsache, dass er an einer vielfach verzweigten Bucht liegt, die dem Geweih eines Hirschen ähnelt. Hier bestiegen wir einen Touristenzug – Luis nannte ihn eine Bimmelbahn – und per Tonband wurde uns die Ortschaft beschrieben und erzählt, welche bekannten Persönlichkeiten aus internationaler Politik, Sport, Film usw. hier ihre Ferienvillen besitzen. Die Bauwerke sind aus grauen oder rosarotem Granit in ganz verspielter Architektur erbaut und passen gut in die Landschaft. Einen Stopp legten wir bei der architektonisch sehr eigentümlichen Kirche S.a Maria di Stella Maris ein, wo wir einem kurzen Stück des Sonntagsgottesdienstes beiwohnten.

Die Mittagspause verbrachten wir etwas im Landesinneren in Tempio. Am Nachmittag besuchten wir in der Nähe eine Korkmanufaktur. Hier wurde uns erklärt, wie Kork in schweißtreibender Handarbeit gewonnen wird, indem mit einer speziellen Axt von den Korkeichen eine etwa 7-8 cm starke Schicht der Rinde abgeschält wird. Gesetzlich ist geregelt, dass dies nur alle 11 Jahre geschehen darf, um den Baum nicht zu beschädigen. Der Kork wird dann zu Flaschenstöpsel, Fußböden, Tapeten, sogar Textilien, Schuhsohlen usw. verarbeitet. In der Manufaktur wurde uns aber auch gezeigt, wie Keramikvasen mit Kork verkleidet werden und es gab mit Kork eingebundene Notizhefte oder auch Taschen, Schächtelchen oder Figuren aus Kork zu kaufen.

Nach der Besichtigung fuhren wir dann weiter nach Alghero an der nördlichen Westküste. Hier bezogen wir für die nächsten 3 Tage unser Hotel. Nach dem Abendessen spazierten einige an den Strand, der etwa 10 Minuten entfernt in einer Bucht lag. Es war ein Sandstrand und das Wasser lag ganz ruhig da und der eine oder andere wagte sogar ein abendliches Bad im doch noch etwas kühlem Meer. Auch an den folgenden Tagen gehörte der Spaziergang zum Strand mit Schwimmengehen zum Abendprogramm.

Montag, 27. Mai 2024: Alghero, die katalanische Enklave – Tropfsteinhöhle Neptungrotte

Den Montag verbrachten wir in Alghero, der Heimatstadt von Luis. Alghero hat 47.000 Einwohner. Wegen der Vergangenheit als Enklave des Hauses Aragon wird in der Stadt heute noch von einigen Bewohnern ein katalanischer Dialekt gesprochen. Luis ist väterlicherseits katalanischsprachig während seine Mutter sardisch sprach. Die sardische Sprache hat noch viele Elemente vom Latein bewahrt, ist deswegen sprachwissenschaftlich sehr interessant und wird an den Universitäten studiert. Sie unterscheidet sich stark von der italienischen Sprache.

Luis führte uns durch die Straßen Algheros und wies uns auf die zweisprachigen Straßenschilder hin, wobei der italienische Straßenname nicht unbedingt die genaue Übersetzung des katalanischen ist. Er erzählte uns von seiner Kindheit in den 60er Jahren in der Stadt, und wie er und seine Freunde sich vielfach in den unterirdischen Gängen und Kellern herumtrieben. Der historische Stadtkern ist von einer Stadtmauer umgeben. Diese ist aus Beige-grauem Sandstein erbaut, der sehr verwittert ist, da es in Alghero oft sehr windig sein kann. Die Altstadt liegt auf einem Felsvorsprung, die in eine Bucht hineinragt. Die Bucht selbst wird von der Halbinsel Capo Caccia, dem Schlafenden Riesen, vom offenen Meer abgegrenzt. Unser Bummel führte durchs einstige Judenviertel bis hin zum alten Hafen. Bekannt ist Alghero für die Korallen, die auch heute noch etwas vor der Küste gefischt werden. und es gab überall das so genannte Rote Gold zu kaufen.

Nach dem Mittagessen machten wir einen Bootsausflug zum Capo Caccia, wo sich die Kalkfelsen etwa 200 m ziemlich senkrecht vom Meer erheben. Ein Teil der Gruppe besichtigte hier eine Tropfsteinhöhle namens Neptungrotte. In der Höhle gibt es einen Süßwassersee an dem entlang wir treppauf treppab durch die 3 zugänglichen Säle kletterten. Unterwegs wurde uns erklärt, wie durch einsickerndes Wasser und Ablagerungen in Jahrmillionen die Tropfsteine entstanden sind, die in 100 Jahren um nur 1 Kubikzentimeter wachsen.

Dienstag, 28. Mai 2024: Ausflug ins Hinterland von Alghero - Kulinarische Köstlichkeiten Sardiniens

Am Dienstag unternahmen wir einen Ausflug ins Hinterland von Alghero. Die Landschaft hier war von Landwirtschaft geprägt, aber sehr abwechslungsreich zwischen Wiesen, Äckern und Weinbergen. Zunächst besuchten wir die Dreifaltigkeits-Kirche Saccargia aus dem 12. Jh. Diese steht in Mitten der leicht hügeligen, grünen Landschaft, und außer ein paar Überresten eines früheren Klosters war eigentlich rundherum nicht viel zu sehen. Bald spürten wir aber, dass der Ort ein Kraftplatz ist. Die Kirche ist im pisanischen Stil erbaut, d.h. dass die Mauern abwechselnd mit hellem Sandstein und dunklem Basalt errichtet worden sind, so dass das Bauwerk schwarz-weiß gestreift erscheint. Im relativ schlichten inneren bewunderten wir Freskomalereien mit verschiedenen Christus-Darstellungen.

Später besichtigten wir dann so genannte Nuraghe. Diese prähistorischen Turmbauten sind die wichtigsten Wahrzeichen Sardiniens, von denen verstreut in ganz Sardinien noch 7.000 erhalten sind. Es handelt sich um bienenkorbförmige Steinbauten aus Basalt, die von einem Gewölbe abgeschlossen und ohne Mörtel erbaut sind. Sie dienten den Menschen vor 3.000 Jahren zu Verteidigungszwecken. Die Befestigungen konnten 2 bis 5 Türme aufweisen. Um uns irgendwie eine Vorstellung von diesen eigentümlichen Bauwerken machen zu können, zwängten wir uns durch einen niedrigen und engen Tunnel in das Innere eines noch recht gut erhaltenen Turms und staunten über die Jahrtausende alte Baukunst.

Zum Mittagessen fuhren wir schließlich zum Agriturismo-Anwesen Su Recreu, in dessen umgebautem Stadl wir ein mehrgängiges Menü sardischer Gerichte aufgetischt bekamen. Höhepunkt war das über Myrtenzweigen und anderen Kräutern gegrillte Spanferkel, Porcheddu genannt, das als Ganzes hereingebracht und mit reichlich Spektakel zerteilt wurde. Zwischen den Gängen gingen wir ins Freie um die Umgebung zu erkunden, welche eine ganz ruhige und friedliche Atmosphäre ausstrahlte. Es wehte ein leichtes Lüftchen über die grünen Hügel, einige Schafe blökten in der Wiese. Besonders stolz waren die Betreiber des Hofes auf einen kleinen Kräutergarten, der mit Schildchen in Blindenschrift ausgestattet war. Nach dem ausgiebigen Mittagessen, das praktisch den ganzen Nachmittag in Anspruch genommen hat, ließen wir uns gerne einen Verdauungsschnaps anbieten. Hierzu wurde der typische Mirto eingeschenkt, ein Likör aus den Blättern oder Beeren der Myrte. Abschließend machten wir noch mit der gesamten Belegschaft, die sich sichtlich über unsere Gruppe freute, ein Erinnerungsfoto.

Mittwoch, 29. Mai 2024: Weiterfahrt in Richtung Süden – Stadt Bosa – Brunnenheiligtum – Oristano

Am Mittwochmorgen packten wir wieder unsere Koffer und traten die Weiterfahrt in Richtung Süden an. Diese führte uns der Küstenstraße entlang, von der aus wir über das Meer und unzählige Buchten blicken konnten. Die Hänge neben der Straße waren mit Macchia bewachsen. Die Vegetation war durch den Wind, der auf der Insel ständig und oft auch stark aus verschiedenen Richtungen weht, ziemlich „verkurvt“, wie es Luis nannte. Auch die Felsen aus dem Vulkangestein namens Trachyte waren stark verwittert.

Als ersten Programmpunkt des Tages besuchten wir die Stadt Bosa. Um in die 15.000 Einwohner zählende Stadt zu gelangen, überquerten wir den Fluss Temo. Von der Brücke aus warfen wir einen Blick in das kristallklare Wasser, aus dem Fische hochsprangen. Die Altstadt ist an einem Hang erbaut. Unser Bummel führte uns über holpriges Katzenkopfpflaster durch die engen Gassen. Die Häuser sind sehr schmal, oft nur ein Zimmer in jedem Stockwerk. Sie sind farbenfroh bemalt, haben kleine Balkone mit schmiedeeisernen Geländern und es gibt viele blühende und duftende Blumen und Hecken.

Nach dem Mittagessen ging die Fahrt weiter. Unterwegs machten wir einen Zwischenstopp beim Brunnenheiligtum Pozzo S.a Cristina aus der Bronzezeit. Wie die Nuraghe ist dieses Bauwerk aus großen Steinen ohne Mörtl erbaut. Eine steile Treppe führte hinunter zu einer Quelle. Durch ein Loch im Gewölbe darüber scheint zu gewissen Zeiten die sonne bzw. der Vollmond direkt auf das Wasser, ohne Schatten zu werfen. Das Heiligtum und weitere Überreste prähistorischer Bauwerke sind umgeben von alten, wilden, also nicht veredelten Olivenbäumen. Auch hier spürten wir die Kraft, die von diesem mystischen Ort ausging.

Sardinien ist, obwohl als Insel von Wasser umgeben, recht wasserarm. Es gibt kaum natürliche Süßwasserseen. Dies lässt erahnen und verstehen, welchen Wert Wasser hat und dass ihm ein Ort der Verehrung gewidmet wurde.

Am späten Nachmittag erreichten wir Oristano an der südlichen Westküste (30.000 Einwohner). Bevor wir unsere neue Unterkunft bezogen, erkundeten wir die Stadt. Diese konnte allerdings in Vergleich zu Bosa oder Alghero wenig reizvolles bieten. Das Bemerkenswerteste waren die mittelalterliche Stadtmauer mit dem Wehrturm Torre di Mariano, die Einfassungen von Türen und Fenstern aus dunklem Trachyte und viele blühende Blumen und Hecken an den Hausmauern.

Donnerstag, 30. Mai 2024: Ausgrabungen auf der Halbinsel Sinis - Badespaß am Strand

Das Reiseprogramm sah für den Donnerstagvormittag den Besuch der Ausgrabungen der phönizischen Stadt Tharros vor. Dafür fuhren wir auf die Halbinsel Sinis unweit von Oristano. Auch hier stiegen wir bald von unserem Bus auf eine Bimmelbahn um, mit der es Richtung Spitze der Halbinsel ging. Unterwegs machten wir Halt bei der byzantinischen Kirche zum Hl. Johannes dem Täufer. Diese aus Sandstein erbaute Kirche mit einer Kuppel hat ihre Ursprünge im 6. Jh., ist eher klein und architektonisch sehr eigen. Im Inneren berührten wir das Taufbecken mit einem, in den Stein gemeißelten Fisch am Grunde des Beckens, dem Symbol der ersten Christen.

Die Bimmelbahn brachte uns dann bis zu einem Leuchtturm am Capo San Marco, wo die Halbinsel spitz zusammenlief. Zu unserer Rechten hatten wir das offene Sardische Meer, zu unserer Linken eine Lagune. Je nach dem, von welcher Richtung der Wind weht, ist das Gewässer auf der einen oder auf der anderen Seite bewegter und auf der gegenüberliegenden ganz ruhig.

Wie überall, wo wir während unseres Aufenthaltes ans Meer gekommen sind, war auch hier das Wasser glasklar, so dass man die Steine am Grund zählen hätte können. Je nach Wassertiefe erschien das Meer hellblau, türkis bis dunkelblau. Die Küsten waren entweder felsig und steil abfallend, manchmal flach und manchmal reichte die Vegetation bis ans Wasser und ging dort in eine sumpfige Lagunenlandschaft mit kleinen Inseln über.

Die Ausgrabungen aus karthagischer und römischer Zeit, die wir später besichtigten, lagen an einem Abhang, den wir bis ans Meeresufer hinunterwanderten.

Nach diesem Ausflug in die Geschichte freuten wir uns, dass für den Nachmittag unbeschwerte Stunden am Strand geplant waren. Vorher verabschiedeten wir uns aber noch von unserem Reiseleiter Luis, dem wir herzlich für seine sehr persönliche und originelle Begleitung während der letzten Tage dankten. Dann wurden die Strandsandalen angezogen, die Schwimmsachen genommen und die noch recht bleiche Haut mit Sonnencreme eingeschmiert. Den Nachmittag verbrachten die einen mit Schwimmen und Tollen im Meer, die anderen im Sand liegend und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassend, wieder andere mieteten sich einen Sonnenschirm und Liegestuhl, einige unternahmen einen langen Spaziergang dem Wasser entlang und wieder andere hielten sich bei einem kühlen Getränk oder Eis schleckend auf der Strandpromenade auf.

Freitag, 31. Mai 2024: Hauptstadt Cagliari – Klanggarten – Rückkehr auf den Kontinent

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes fuhren wir noch ganz in den Süden der Insel, wo wir die Hauptstadt der Region Sardinien, Cagliari (168.000 Einwohner)besuchten. Unsere Reiseleiterin hier war Gabriella, eine in Sardinien lebende Frau mit sardischem Vater und Mutter aus Innsbruck, die sehr gut deutsch und sogar tirolerisch sprach. Cagliari bedeutet die weiße Stadt. Die Altstadt ist auf drei Hügeln am Meer erbaut. Gabriella lotste unseren Bus die bergwärts führende Straße hinauf. Durch eines der Stadttore betraten wir schließlich das historische Stadtzentrum namens Castello. Besonders sehenswert ist die Kathedrale aus dem 13. Jh. Innen ist diese reich im barocken Stil ausgestattet. Gabriella führte uns hinunter in die Krypta, die jüngerem Datums als die Kirche selbst und aus dem Felsen herausgemeißelt ist. Am Gewölbe sind 600, ebenfalls aus dem Stein gemeißelte Rosetten zu sehen. Wir bummelten durch die Straßen bis hinunter ins Hafenviertel Marina. In der Mittagspause hatten wir Zeit, dort in einem der vielen Lokale und Geschäfte etwas zu essen oder noch ein letztes Souvenir zu erstehen.

Anschließend fuhren wir nach San Sperate in der Umgebung zu einem Klanggarten. Hier sind im einstigen Zitronenheim des elterlichen Anwesens des Künstlers Pinuccio Sciola (1942 – 2016) mehrere seiner Werke ausgestellt. Das Besondere an diesen Kunstwerken ist, dass die Gesteine mit Einkerbungen so bearbeitet sind, dass sie bei der Berührung mit einem anderen Stein einen Ton erzeugen. Wir schlenderten also von einer Stele zur anderen, lauschten den Klängen, die den sardischen Steinen entlockt wurden, und ließen die friedliche Atmosphäre dieses Ortes auf uns wirken. Einige besuchten dann auch noch einen kleinen Sinnesparcours, bei dem es galt, mit verbundenen Augen zu erkennen, über welches Material man barfuß lief.

Später traten wir dann die Rückfahrt nach Olbia an. Dazu mussten wir zurück nach Oristano fahren und dann diagonal über die ganze Insel bis zur Nordostküste. Bei dieser Fahrt erhielten wir noch einmal einen Eindruck über die vielfältige Landschaft Sardiniens. Kleinstrukturierte Landwirtschaft wechselte sich ab mit Macchia oder einfach mit Wildnis. Ganz im Landesinneren wurden die Erhebungen auch recht schroff , und man konnte sie richtige Berge nennen. Was besonders beeindruckte war, dass über viele Kilometer keinerlei Siedlungen anzutreffen waren, höchstens Stallungen und sonst nur Landschaft, die jetzt im Frühjahr sehr grün war. Was aber sehr wohl zahlreich zu beobachten war, waren große Schafherden auf der Weide. In der Tat zählt man auf Sardinien 4 Millionen Schafe; Einwohner hat die Insel nur 1,5 Millionen, wobei ein Viertel davon in und um Cagliari lebt. Sardinien ist eine der am dünnsten besiedelten Gegenden Europas.

Am späten Abend legte unsere Fähre ab und brachte uns zurück auf den Kontinent. Etwas wehmütig standen einige von uns an Deck und winkten zum Abschied der Insel, die wir in den vergangenen Tagen als eine sehr eigene und wohltuende Gegend kennenlernen durften.

Samstag, 1. Juni 2024: Carrara-Marmor – Heimreise

Am darauffolgenden Morgen betraten wir in Livorno wieder das Festland. Im Bus fuhren wir etwa 80 km nordwärts nach Massa-Carrara. Dort stand die Besichtigung eines Marmorbruchs auf dem Programm. In drei Tälern in den Apuanischen Bergen wird seit der Zeit der Römer der berühmte Carrara-Marmor abgebaut. Bei Marmor handelt es sich um Kalkablagerungen, die vor Millionen Jahren durch Verschiebung der Erdplatten aufgefaltet wurden und an die Oberfläche gekommen sind. Marco, der uns die Führung machte, hat bis vor einiger Zeit im Marmorbruch seiner Familie gearbeitet. Heutzutage liegt der Abbau in der Hand einiger wenigen aber sehr großen Gesellschaften. Das Gestein wird mit Seilsägen von oben nach unten aus dem Berg herausgeschnitten. Geschildert wurde uns auch, wie die riesigen Marmorblöcke früher in Schwerarbeit mit Ochsenkarren zu Tal gebracht worden sind.

Nach dieser Besichtigung traten wir endgültig die Heimreise an. Diese führte über den Passo della Cisa zurück in die Poebene bis auf die Brennerautobahn und dann immer nordwärts bis nach Bozen bzw. Brixen. Wie üblich fassten wir im Bus unsere Reiseerlebnisse zusammen und tauschten uns über persönliche Eindrücke aus. Einhellige Meinung war, dass die Reise wieder ausgezeichnet gelungen ist. Das ausgewählte Ziel war ein ganz Besonderes und sicherlich eine Reise wert. Das Programm war abwechslungsreich und beinhaltete Kulturelles, Naturerlebnis, Technisches, Kulinarisches und auch viel Geselliges. Die Heimfahrt war auch Gelegenheit, denjenigen zu danken, die es uns ermöglicht haben, wieder auf Reise zu gehen und diese schönen Tage zu erleben. Es waren dies Nikolaus als Initiator und Motor für das Vorhaben, Johannes, der wie gesagt viel Organisatorisches übernommen hat, viele Helfer die sich bei der Umsetzung und Durchführung eingebracht haben, unser Chauffeur Daniel und nicht zuletzt unsere sehenden Begleiter, die gerne mit uns auf Reisen gehen und uns Nichtsehenden ihre Augen leihen um die Schönheiten der Welt zu entdecken. Natürlich wurden auch wieder Pläne für zukünftige Reisen geschmiedet und Wunschziele gesammelt. Somit besteht gute Hoffnung, auch im nächsten Jahr wieder zu einer neuen Kulturreise und zu einem neuen Abenteuer aufbrechen zu können.

Gabi Bernard (Teilnehmerin)
I-39054 Oberbozen, Juni 2024

Besichtigung einer Korkfabrik
Nuraghe
Capo Caccia
Tropfsteinhöhle
Unterwegs in Porto Cervo
Gruppenfoto
 

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