„Das Kompetenzzentrum des Blindenzentrum St. Raphael mit seinem vielseitigen Beratungsangebot und den zahlreichen spezifischen und landesweit ausgerichteten Rehabilitationsdiensten fungierte im Jahr 2018 als Anlaufstelle für die rund 1.300 blinden und sehbehinderten Menschen in Südtirol“, präzisiert Direktorin Elisabeth Gitzl. Der Dienst der Pädagogischen Hausfrühförderung versteht sich als ganzheitliches Angebot für das Kind und dessen Familie und hat im letzten Jahr 975 Fördereinheiten im Elternhaus und 347 Fördereinheiten in den Kindergärten dokumentiert. Es erfolgten 16 Neuanmeldungen. Die für die Schulberatung zuständige Fachkraft begleitet 90 Schüler mit Sehbeeinträchtigung in den verschiedenen Schulstufen Südtirols. Ziel dieses Dienstes ist es, im Rahmen einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Schule, Familie und den am Entwicklungsprozess beteiligten Fachleuten die Schüler individuell und nachhaltig im Erwerb von Fach- und Sozialkompetenz zu unterstützen. Der Reha-Dienst für Erwachsene war im abgelaufenen Jahr auf drei prioritäre Schwerpunkte fokussiert: Mobilitätstrainings, Hilfsmittelberatungen und eine stark intensivierte Einschulung in den effizienten Einsatz von modernen Kommunikationsmitteln. Die Konfrontation mit einer Sehbehinderung betrifft grundsätzlich den ganzen Menschen. In Analogie dazu wird in der Beratung die Person in ihrer Ganzheit wahrgenommen. Im Bereich Hilfsmittel ist im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 22 Prozent an Beratungen zu verzeichnen. In diesem Kontext wurden im Herbst zudem in allen Bezirken des Landes spezifische Informations-Veranstaltungen organisiert, die besonders gut besucht waren. Die Bevölkerung weiß demnach das Informations- und Beratungsangebot des Blindenzentrums vor Ort sehr zu schätzen. Um das professionelle Beratungsangebot zu erweitern bzw. zu ergänzen arbeitet seit letztem Jahr eine blinde Psychologin im Team. Auch der Bereich Hörsehbehinderung und Taubblindheit ist ein wesentlicher Aspekt des Reha-Dienstes. Die Beratung von Institutionen, öffentlichen Ämtern und Technikern bezüglich Planung und Ausrichtung taktiler Leitlinien sowie Barrierefreiheit für sehbehinderte Menschen ist ein weiterer wichtiger Teil des Aufgabenspektrums. Die Erfahrungskompetenz von Selbstbetroffenen gepaart mit der Fachkompetenz der zuständigen Mitarbeiterinnen im Rehabereich sind dabei beispielgebende Grundlage für dieses sehr gefragte Dienstleistungsangebot.
Die stationäre Einrichtung des Blindenzentrum St. Raphael gliedert sich in die drei Bereiche Pflegeabteilung, Wohnheim und Pensionat, umfasst insgesamt 67 Betten und versteht sich als gemeinschaftsorientiertes Mehrgenerationenhaus.
Nach langwierigen Verhandlungen konnten schließlich Ende letzten Jahres die erforderlichen Weichen für den notwendigen Umbau des Westflügels der Pflegeabteilung gestellt werden: Zwischenzeitlich wurde die erforderliche Konvention mit der Stadtgemeinde Bozen unterzeichnet und die entsprechende Baukonzession erteilt.
Ein besonderes Anliegen im Bereich Personalentwicklung war im Jahr 2018 wiederum die fachliche und persönliche Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter aller Bereiche.
„Das Engagement der Organisation gilt auch den Ein-Blicken in die Lebenswelten von blinden und sehbehinderten Menschen“, erläutert der Präsident Nikolaus Fischnaller. Durch die Vertretung bzw. Mitarbeit in zahlreichen Arbeitsgruppen und über die Presse informiert das Blindenzentrum St. Raphael Entscheidungs- und Verantwortungsträger sowie die Öffentlichkeit laufend über die Anliegen der Betroffenen und die damit verbundenen Herausforderungen und Themen. Im letzten Jahr wurden zudem rund 200 aktive Begegnungsstunden, unter anderem Hausführungen für Schulklassen, organisiert. Zur Sensibilisierung, Aufklärung und Bewusstseinsbildung von Kindern, Jugendlichen und von künftigen Betreuern im Sozialbereich wird dabei Blindheit erlebbar gemacht.
Auf völlig einzigartige Weise erlebbar ist im Blindenzentrum St. Raphael auch das zielorientierte Miteinander und Füreinander in der Verwirklichung des Auftrages im Sinne und Interesse der Betroffenen zwischen Verwaltungsrat, Angestellten, freiwilligen Helfern und sehbeeinträchtigten Menschen. Der Einsatz eines jeden Einzelnen geht in diesem Umfeld weit über jede Verpflichtung hinaus. Tragen und Getragensein, Lehren und Lernen prägen in diesem Kontext die unverwechselbare familiär vertrauensvolle Atmosphäre im Hause St. Raphael.
Die Generalversammlung am 20.03.2019