Das Blindenapostolat Südtirol hat im Jahr 2020 durch die verschiedensten Veranstaltungen und Dienste für blinde und sehbehinderte Menschen unterschiedliche Angebote organisiert und realisiert. Ziel dieser Angebote ist die Weiterbildung sowie die Befriedigung der sozialen, kulturellen und religiösen Bedürfnisse der betroffenen Menschen.
Aufgrund des COVID-19-Notstandes konnten ab März 2020 die meisten Veranstaltungen nicht bzw. nur in abgeänderter Form stattfinden.
Die Kamillianische Familie, die eine Gruppe innerhalb des Blindenapostolates bildet und sich aus Menschen mit vielfältigen Behinderungen, aber auch Sehenden zusammensetzt, hat sich im Jahr 2020 nur zwei Mal unter der geistlichen Leitung von Prof. Hansjörg Rigger getroffen. Neben der Vertiefung der Spiritualität des Hl. Kamilllus wurde die Arbeit an internationalen Entwicklungsprojekten fortgesetzt. Mit viel Engagement und Kreativität wurden Projekte trotz der coronabedingten Einschränkungen weiter verfolgt.
Die Anzahl der Mitglieder, die in engem und ständigem Kontakt und vor allem als freiwillige MitarbeiterInnen mit dem Blindenapostolat stehen, ist mit 77 Personen zwar nicht hoch, aber die Anzahl der blinden und sehbehinderten Menschen, die durch die Dienste des Blindenapostolats betreut und begleitet werden, liegt weit über 1000.
Der Dienst Hausbesuche - Mobiler Beratungsdienst für sehbehinderte und blinde Menschen (betreut von Mitarbeiterin Lotte Dalsass und ihrer Nachfolgerin Jennifer Salcher) stellt eine wichtige Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige und Dienste dar. Im Jahr 2020 wurden insgesamt 53 Personen beraten mit einer Gesamtstundenanzahl 66,5 Stunden. Der massive Rückgang der Beratungen erklärt sich durch die Corona-Pandemie. Monatelang konnten weder Beratungen im Haus noch Außendienste durchgeführt werden. Erst Anfang Juli starteten die Beratungen im Blindenzentrum. Dazu musste eigens ein Raum neu gestaltet und eingerichtet werden, der extern zugänglich ist. So konnte sichergestellt werden, dass es zu keinem Kontakt mit den HausbewohnerInnen kommt. Der mobile Beratungsdienst startete noch später. Trotzdem konnten die Klienten und Klientinnen mit den notwendigen Hilfsmitteln versorgt werden, indem die Mitarbeiterinnen die benötigten Hilfsmittel bei ihren täglichen und landesweiten Außendiensten mitnahmen und sie an den vereinbarten Orten abgaben. Auch diese logistische Herausforderung konnte gut gemeistert werden.
Der Dienst pflegt normalerweise Kontakte zu den Betroffenen, ermittelt die besonderen Bedürfnisse und leistet Hilfestellung bei der Erreichung der persönlichen Ziele. Die Schwerpunkte sind:
1. Beratung
2. Informationen über Hilfsmittel, Freizeit, Kommunikation, Hörbücher, Veranstaltungen, Angebote für hör-sehbehinderte/taubblinde Menschen
Beratung für Angehörige, Bezugspersonen, MitarbeiterInnen
3. Vermittlung von Kontakten und Erfahrungsaustausch mit Betroffenen, Diensten im Sozialbereich, Selbsthilfeorganisationen
Die Ziele und Aufgaben des Dienstes wurden im Sinne eines ganzheitlichen Menschenbildes umgesetzt. Wenn auch weiterhin vorwiegend Menschen im fortgeschrittenen Alter, vor allem aufgrund von altersbedingten degenerativen Augenerkrankungen, den Dienst in Anspruch nehmen, waren die Bedürfnisse unterschiedlich und eine individuelle Vorgangsweise notwendig. Neu erblindete Menschen mit den unterschiedlichsten Auswirkungen einer Sehbehinderung bzw. Hör-Sehbehinderung erleben sich in einer Krisensituation in welcher das Leben, der Alltag, neu gestaltet werden muss. Die vielseitigen, neu entwickelten Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Sehbehinderung, im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe, sind Gradmesser für die Erreichung der formulierten Ziele. Information und Beratung für Angehörige, Bezugspersonen und Dienste sind dabei ein wesentlicher Bestandteil.
Der Kontakt unter Betroffenen ist ein wichtiger, unersetzlicher Aspekt in der Bewältigung der Sehbehinderung. Um dies zu fördern wird in den Beratungen und bei den Hausbesuchen besonders auf die Veranstaltungen hingewiesen und es ist erfreulich, dass immer wieder neue Personen daran teilnehmen. Die Rückmeldungen sind sehr gut. Der Kontakt wird einerseits durch die Mitarbeit bzw. Organisation der MitarbeiterInnen bei gezielten Veranstaltungen, sowie durch die Motivation und Begleitung von Betroffenen gefördert.
2020 konnten eine ganze Reihe von geplanten und teilweise bereits vom Blindenapostolat Südtirol detailliert organisierte Veranstaltungen aufgrund des COVID-19-Notstandes nicht durchgeführt werden. Um den Kontakt zu den Betroffenen nicht abreißen zu lassen, wurden unzählige Telefonate von den Mitarbeiterinnen des Blindenapostolates geführt. Die positive Rückmeldung der kontaktierten Menschen war stets von Wertschätzung und Dankbarkeit für die Kontaktaufnahme geprägt.
Veranstaltungen, welche vom Blindenapostolat in Südtirol im Jahr 2020 auf lokaler Ebene durchgeführt worden sind:
1. Die deutschsprachigen Monatstreffen im Blindenzentrum Südtirol, die in den ersten drei Monaten im Jahr 2020 planmäßig durchgeführt werden konnten. Inhalte dieser Treffen waren Vorträge eines Arztes, ein Vortrag über ein geschichtliches Thema sowie eine Buchvorstellung. Es konnten zwei Monatstreffen in italienischer Sprache stattfinden, ebenfalls in Form von zwei Vorträgen der Pharmazeutin Adriana Marchetti und von Don Paolo Renner, der über das Jenseits der großen Religionen referierte.
Die Kamillianische Familie traf sich 2020 insgesamt zwei Mal zu einem Treffen im Blindenzentrum St. Raphael mit Professor Hansjörg Rigger (07.02. und 09.10.2020).
2. Die SeniorInnenwoche im Blindenzentrum St. Raphael fand vom 11.- 18.01.2020 unter dem Motto „Fein sein, banonder bleiben“ statt. Inspiration für dieses Thema gab das gleichnamige Tiroler Volkslied aus dem 19. Jahrhundert. Seniorinnen und Senioren aus ganz Südtirol kamen dazu ins Blindenzentrum um einer Woche dem Alltag zu entfliehen, Freundschaften zu pflegen und gemeinsam eine Zeit der Stärkung zu erfahren. Die Seniorenwoche ist für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer seit vielen Jahren zum Pflichttermin geworden. Neben Vorträgen zu unterschiedlichen Themen, einer Buchpräsentation und kreativen Angeboten, werden auch Ausflüge und sonstige Begegnungen geboten. Religiöse Angebote sind ebenfalls ein fixer Bestandteil der Seniorenwoche. Der Grundgedanke dieser Woche ist die Kontaktpflege der Seniorinnen und Senioren untereinander und mit den BewohnerInnen des Blindenzentrums St. Raphael.
3. Jugendaktivitäten: Die Jugendgruppe organisierte im Februar 2020 einen Rodelausflug nach Obereggen und besuchte im Oktober die Therme Meran. Im Rahmen eines Pizzaessens wurde über weitere Maßnahmen zum Fortbestand der Jugendgruppe und möglicher Aktivitäten in der aktuellen herausfordernden Zeit beratschlagt.
4. Ein weiteres sehr gut besuchtes Angebot religiöser Art, das besonders von den BewohnerInnen des Blindenzentrums gerne in Anspruch genommen wurde, war die regelmäßige Sonntagsmesse und die wöchentliche Bibelrunde mit Blindenseelsorger Vitus Dejaco im Blindenzentrum, selbstverständlich immer unter Einhaltung aller coronabedingten Maßnahmen.
Auf internationaler Ebene wurde der Kontakt mit den ausländischen Partnerorganisationen weiterhin aufrechterhalten und gepflegt:
1. Die Jahrestagung der ARGE fand online am 17. Oktober 2020 über einen barrierefreien Konferenzdienst statt. Sie diente vor allem dem Austausch unter den Mitgliedsländern, der gemeinsamen Planung von Veranstaltungen auf internationaler Ebene sowie der Motivation im Dienste an blinde und sehbehinderte Menschen. Am Nachmittag referierte Herr Georg Oberrauch über „Mut und Zivilcourage von Josef Mayr-Nusser“.
2. Das Blindenapostolat Südtirol ist auch Mitglied des weltweiten Dachverbandes aller katholischen Blindenvereinigungen (FIDACA) mit Sitz in Paris. Sie ist unter anderem in der Entwicklungshilfe tätig. Das Blindenapostolat hielt während des Jahres die Kontakte mit der FIDACA und ihren Mitgliedsorganisationen aufrecht. Vom 28.02. bis 04.03.2020 fand in Madrid die Jahreshauptversammlung statt, an der der Präsident des Blindenapostolates Südtirol teilnahm.
3. Die Jugendgruppe verlagerte die Veranstaltung zur „Internationalen Jugendwoche“ ins Internet und organisierte über ein online-Tool ein Alternativprogramm, u. a. eine Millionenshow und themenbezogene Abendlobe.
Die zahlreichen Freiwilligen tragen durch ihre verlässliche Mithilfe zum guten Gelingen der einzelnen Veranstaltungen bei. Allgemein ist die Mithilfe durch Freiwillige für das Blindenapostolat sehr wertvoll und wichtig, gleichzeitig erreichen uns immer wieder positive Rückmeldungen von Freiwilligen über ihre Zufriedenheit in der Verrichtung ihres Dienstes. Aufgrund des COVID-19-Notstandes musste die Zusammenarbeit mit den vielen freiwilligen HelferInnen bereits seit dem Frühjahr 2020 bis auf weiteres ausgesetzt werden.
Das Blindenapostolat Südtirol lud alle Betroffenen zu den oben angeführten Veranstaltungen mittels Rundschreiben, Veröffentlichung der Termine auf der Homepage (www.blindenzentrum.bz.it – Blindenapostolat), durch Facebook, Radio, Flyer usw. ein und gab auf diesem Weg auch sonstige wichtige Informationen weiter.
Der Zufriedenheitsgrad der Betreuten gegenüber dem Dienst wurde bei allen Veranstaltungen entweder durch Feedbackrunden am Ende der jeweiligen Veranstaltungen oder durch persönliche Gespräche mit einzelnen TeilnehmerInnen ermittelt.
Alle Veranstaltungen können auch als Präventionstätigkeit gegen den Rückgang sozialer Kontakte aufgrund der Sehbehinderung bzw. Blindheit angesehen werden. Vorrangiges Ziel ist es immer einen Raum zu schaffen, wo sich Menschen aus unterschiedlichen Lebenssituationen, die aber alle die Blindheit oder Sehbehinderung vereint, fern des Alltags treffen können, um gegenseitige Unterstützung und Stärkung zu erfahren.
Auch der Hörbrief Kontakte, welcher Kontakt- und Informationsmittel unter Betroffenen und BegleiterInnen sowie Interessierten sein soll, wurde wieder zweimonatlich an ca. 500 HörerInnen aus dem In- und Ausland per CD verschickt. Alle Hörbriefe können auch auf der Homepage des Blindenapostolats (www.blindenzentrum.bz.it) angehört oder von dort heruntergeladen werden. Diesbezüglich wird an alle Interessierten eine Rundmail verschickt.
Außerdem wurde monatlich an ca. 80 Interessierte in Südtirol eine CD mit einer Auswahl von Beiträgen aus dem "Katholischen Sonntagsblatt" verschickt. Das Auflesen übernehmen in diesem Fall immer sehr engagierte Freiwillige.
Die Zusammenarbeit mit dem Katholischen Forum, ein Zusammenschluss aller katholischen Vereinigungen in Südtirol, wurde auch im Jahr 2020 beibehalten und die unterschiedlichen Versammlungstermine wahrgenommen.
Der Vorstand des Blindenapostolates hat sich im Jahr 2020 zu insgesamt vier Vorstandssitzungen getroffen.
Der Präsident
Franz Gatscher