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Bericht zur Projektwoche "Selbstsicherheit im Alltag"

 
13.04. - 20.04.2024


Vom 13. bis 20. April fand im Blindenzentrum St. Raphael in Bozen erstmals eine Woche zum Thema "Selbstsicherheit im Alltag" statt.

Selbstsicherheit im Alltag ist im Allgemeinen eine günstige Voraussetzung für ein erfülltes Leben, für Zufriedenheit, vielleicht für Erfolg, für ein Gefühl von Freiheit und nicht zuletzt für Neugier. Die Sehbehinderung oder Erblindung ist für viele Menschen eine nicht ganz einfache Voraussetzung den Selbstwert gleich hoch zu behalten oder noch zu steigern. Wir fühlen uns abgewertet und im Vergleich zu anderen in Bezug auf Leistung oder in sozialen Kontakten eingeschränkt. Der Minderwert, den wir uns dann zuschreiben, kann sich auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden auswirken. Deshalb haben wir speziell blinde und sehbehinderte Menschen zu dieser Projektwoche eingeladen.

Zwölf Teilnehmer aus Südtirol, Deutschland und Österreich, im Alter zwischen 27 und 87 Jahren, sind der Einladung gefolgt. Sie brachten ganz unterschiedliche Voraussetzungen mit. Manche hatten erst seit kurzer Zeit die Diagnose einer Sehbehinderung oder eine Sehverschlechterung, andere waren schon seit langem sehbehindert oder blind.

Die Woche wurde von den beiden blinden Psychologen und Psychotherapeuten Stefan Rehmann aus der Schweiz und Joas Veronika, Psychologin im Blindenzentrum, geleitet.

In den Kurseinheiten tauchten die Teilnehmer immer weiter in das Thema Selbstsicherheit im Alltag und in Sozialkontakten ein. In theoretischen, psychoedukativen Einheiten, in Diskussionen in der Gruppe, anhand von Körper- und Achtsamkeitsübungen, sowie in konkreten Erfahrungseinheiten konnten die Teilnehmer verschiedene Bewältigungserfahrungen machen, ihren Emotionen und Ressourcen begegnen, neue Bewältigungsstrategien ausprobieren und ihren Umgang mit Angst und Scham beobachten und üben. So hat sich die Gruppe in dieser Woche beispielsweise mit dem eigenen Körper, und mit der Umgebung in der Natur und in Innenräumen befasst. Das sind Bedingungen, die wir überall antreffen können, wo sich der Selbstwert ganz konkret im Alltag zeigt: Wie orientiere ich mich, wie fühle ich mich in meinem Körper. Im sozialen Kontakt kommen dann auch noch Gefühle dazu, wie Freude, Stolz, Angst, Scham usw. Es spielt auch eine Rolle, was uns wichtig ist und in welche Richtung wir gehen wollen.

Die Teilnehmer waren von Anfang an offen für alles, was sich in einer Woche erfahren lässt. Die Stimmung war offen, neugierig, manchmal humorvoll, manchmal nachdenklich und geprägt von Solidarität und viel Mut für neue Erfahrungen. Der Selbstwert war das Thema und der Selbstwert ist gewachsen. Die Gruppenzusammengehörigkeit und Solidarität haben dazu beigetragen. Neben den vielen Erfahrungen bei den Kurseinheiten und den zahlreichen Übungen, konnten sich die Teilnehmer im Schwimmbad, in der Bar, bei einer Massage und nicht zuletzt bei zwei Ausflügen mit Heidi entspannen.

 

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