Kastanienweg und Gemütlichkeit
Am Sonntag, den 24. November 2024 folgten sieben sehbehinderte und blinde Menschen im Alter zwischen 19 und 40 Jahren der Einladung des Blindenapostolates Südtirol zum gemeinsamen Ausflug der Jugendgruppe. Ausflugsziel war der Kastanienrundweg im Dörfchen Völlan im Südtiroler Burggrafenamt.
Gegen 10:00 Uhr trafen sich die Teilnehmenden im Hauptort. Einige waren gemeinsam mit dem Kleinbus angereist, andere trudelten mit ihren Privatautos ein. Die Gruppe war komplett mit vier Begleitpersonen aus dem Familienumfeld der Betroffenen und ein sehbehinderter Teilnehmer begleitete sogar selbst einen anderen Teilnehmer mit einem geringeren Restsehvermögen auf dem ca. eineinhalbstündigen Fußmarsch über den Kastanienlehrpfad.
Die Landschaft war wechselweise mit ein paar Zentimetern Schnee und viel herabgefallenem Laub bedeckt und links und rechts vom Wanderweg standen hunderte von Jahre alte Kastanienbäume. Die Strecke verlief vorwiegend flach mit einigen Anhöhen und Abstiegen, durch die kalten Temperaturen waren einige Stellen leicht vereist und gemeinsam überquerten wir sogar einen Rinnsal ohne Brücke.
Der Lehrpfad führte an verschiedenen Stationen vorbei, an denen die Kastanie vom Anbau bis hin zur kulinarischen Verwendung, oft sogar taktil, erklärt wurde. Und so hatten alle von unserer Gruppe einen guten Eindruck vom Kastanienweg. Wir kamen an einem Bildstock mit der Inschrift „Das ist das Aug´ so alles sieht, so gar auch was in Winkeln geschieht“ vorbei.
Um uns bei einem leckeren Mittagessen zu stärken machten wir Halt in Lana im Gasthof Pfefferlechner. Das Törggele-Menü war leider schon vergriffen und so erfreuten wir uns anderer Köstlichkeiten der Südtiroler Hausmannskost. In gemütlicher Runde war ein reger Erfahrungsaustausch unter den Betroffenen und ihren Begleitern und zugleich Familienangehörigen zu hören. Dies ist ein wesentlicher Aspekt solcher Veranstaltungen, denn so fällt ein selbstbewusster Umgang mit der Beeinträchtigung leichter und das Zusammengehörigkeitsgefühl der sich häufig alleinfühlenden Betroffenen wird gestärkt. Eine Teilnehmerin berichtete von ihrem Einstieg in einen Handwerksberuf nach abgeschlossener Ausbildung und ein weiterer Teilnehmer erzählte von den anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten, die ihm am neuen Firmensitz seines Arbeitgebers begegnen. Weiter wurde über die häufig mit Stress verbundenen Arztbesuche gesprochen und Zweifel oder Sorgen konnten sich gegenseitig genommen werden.
Das Organisationsteam bedankt sich bei allen Mitwirkenden für ihre Unterstützung und stürzt sich voller Tatendrang in die Planung der nächsten Veranstaltung, nämlich einer mehrtägigen Reise nach Bologna.
Bozen am 25.11.2024
Bericht: Hofer Magdalena, Teilnehmerin und Mitorganisatorin
Landkarte Herkunft Kastanie
Wegweiser und Kastanienigel